Im Outback Westaustraliens

28. Juni 1987 - 26. Juli 1987

9. Oktober 1995 - 1. November 1995

Im Outback West-Australiens

Voller Kontraste ist Australien – und ungezügelt schön. In West-Australien, im Goldenen Westen, spürt der Besucher den Geist der Pioniere – im Staub der Wüsten, im Sand der Strände sowie auf Rinder- und Schaffarmen. 

Wir kommen jetzt auf guter Straße nach Geraldton, das sich wegen des guten Klimas gerne >Sun-City< nennen läßt. Hier strandeten Seeleute eines holländisch-ostindischen Schiffes vor der Küste. Die Stadt ist Heimathafen von West-Australiens größter Langusten-Flotte, die ihre Fänge größtenteils nach Europa und den USA exportiert. Der Ort lebt vom Fischfang, von der Landwirtschaft im Hinterland und vom Tourismus. Der Brand Highway endet hier. Viele schöne, kleine Villen gibt es zu bewundern. Sehenswert auch die St. Francis Xavier’s Cathedral, die im Barockstil der Kolonialzeit 1916- 1938 entworfen und als wuchtiges Bauwerk errichtet wurde.

Nambung Nationalpark mit den Pinnacles

200 Kilometer nördlich von Perth erstreckt sich der Nambung-Nationalpark. Hier, wo die Landschaft zunächst saftig grün ist, öffnet sich plötzlich ein flaches, von Brauntönen überzogenes Gelände. Links und rechts des Weges nichts als niedriges Gebüsch. Dann gibt der Vorhang aus rotem Sand und gelbem Staub den Blick frei auf die Skulpturen der Kalziumsäulen, die der Wind, der phantasievolle Designer, hier geschaffen hat: die Pinnacles.

Pinnacles im Nambung Nationalpark
Pinnacles im Nambung Nationalpark

Die bis zu fünf Meter hohen Felsformationen sollen dadurch entstanden sein, dass alte Wurzelgänge im Laufe der Jahrhunderte durch mineralhaltigen Regen von Kalkablagerungen überzogen und später vom Wind freigelegt wurden. In der gelblichen Mondlandschaft zaubern die von der Natur gemeißelten bizarren Steinformationen im langen Schatten der untergehenden Sonne überraschende Farbvariationen und Silhouetten, die an Plastiken von Rodin, Henry Moore oder Giacometti erinnern.

Kalbarri-Nationalpark 

Fast 400 Kilometer weiter nördlich am North West Coastal Highway liegt der Kalbarri-Nationalpark mit dem 80 Kilometer langen, gewundenen Canyon des Murchison River. Es sind vor allem die landschaftlichen Schönheiten des 80 Kilometer langen, bis zu 100 Meter tiefen, gewundenen Canyons, welche den Besuch dieses Nationalparks attraktiv machen. Im Lauf von Millionen Jahren grub sich der Murchison River quer durch das Gebirge sein Bett, windet sich zwischen himmelstürmenden Felsschluchten und hohen Küstenklippen im Park, die am eindrucksvollsten am frühen Morgen sind, wenn herrliche Farben von den verschiedensten Rot- und Orangetönen bis zum Tiefviolett begeistern. Weite, fruchtbare Täler und enge Schluchten entstanden, in dem über 500 Arten von Wildblumen gedeihen.

Vom Loop, einer Flussschleife, die fast einen Kreis bildet, über einen schmalen Steg an der spektakulären Schlucht entlang gelangt man zur Felsformation Nature's Window, ein rotbraunes „Fenster" im Sandstein des Felsens, durch das man in das zerklüftete Tal blickt. Die Felsformation besteht aus übereinandergeschichteten Gesteinslagen.

Besuchenswert ist auch der Felsen Hawks Head, der aussieht wie der Kopf eines Habichts. Von der Kliffwand bietet sich ein phantastischer Blick hinunter auf den grünblauen Murchison River, in dessen Fluten sich die rote Uferschlucht eindrucksvoll glasklar widerspiegelt. Etwas nördlich der Ortschaft Kalbarri an der Küste zerschellte 1712 das holländische Schiff „Zuytdorp", dessen Bergungsgut im Museum von Geraldton zu sehen ist. 

Die Fahrt zum touristischen Fixstern Mount Augustus ist anstrengend, in flimmernder Hitze scheinen die Berge der 200 Kilometer langen und 30 Kilometer breiten, wilden Kennedy Range am Horizont in der roten Dünenlandschaft wie in einem unendlichen Meer zu schwimmen. Teile des Gebirges gehören zu einem Privatbesitz, so dass man bei den Farmern eine Erlaubnis zur Durchfahrt einholen sollte.

Der Mount Augustus

Von Cobra Station aus, wo auch übernachtet werden kann, geht es ostwärts zum Mount Augustus. Im 1989 eingerichteten Mount Augustus National Park (91,69 qkm), 1858 benannt von F.T. Gregory (1821 –1888) nach seinem Bruder Augustus, der eine Expedition leitete, die den verschollenen Ludwig Leichhardt (1813 – 1848) auffinden sollte. Der sieben Kilometer lange und drei Kilometer breite Berg aus nur einem Stein ist mindestens so eindrucksvoll wie Ayers Rock im Zentrum des Kontinents, der von Touristen aus aller Welt angesteuert wird. Der Mount Augustus ist rund eine Milliarde Jahre älter und zweimal größer als jener. Der 1700 Millionen Jahre alte Granitboden war früher vom Meer überflutet. Als vor etwa tausend Millionen Jahren sich Sand und Geröll auf dem Granit ablagerte, wurde im Laufe der Jahre daraus eine feste Sandstein- und Konglomeratschicht zusammengebacken, die den Granit noch heute bedeckt. Durch Erdbewegungen wurde dann das Gebirge gehoben und aufgefaltet.

Im Pilbara-Gebiet – Karijini Nationalpark

Wir befinden uns jetzt im sogenannten Pilbara-Gebiet (510.000 Quadratkilometer), abgelegen, rau und aufgrund der Eisenerzlager sagenhaft reich. Die südliche Grenze dieser tropischen Halbwüstenregion ist fast identisch mit dem Wendekreis des Steinbocks.

Hamersley Range (Karijini National Park). 

Oxer Outlook und Weano Gorge

Die Hauptattraktionen des Nationalparks konzentrieren sich um den Oxer Lookout, wo die rotglühende Red Gorge, die petrol-blau-feuerrot schillernde Weano Gorge, die Hancock und die Joffre Gorge aufeinandertreffen. Ein schmaler Pfad führt von der Staubstraße hinab zu diesem Aussichtspunkt, der nicht mehr als ein unbedeutender kleiner Hügel aus rotem Gestein ist. Doch welch einen Ausblick bietet er! Die drei tief eingeschnittenen Schluchten kommen hier zusammen und bilden ein atemberaubendes Panorama.

Ein paar Kilometer vor dem Lookout führt ein Pfad hinunter in die Weano Gorge, eine der drei Schluchten, die unterhalb des Aussichtspunktes zusammenlaufen. In wenigen Minuten haben wir den Grund der Schlucht erreicht, wo sich eine Felsenfeige trotzig ans Gestein klammert. Bald rücken die Wände zusammen, aus der Schlucht wird eine Klamm. Gleich am Anfang der Engstelle behauptet sich der Schössling eines Eisenbaumes. Die Pflanze wächst nur dort, wo der Boden – wie hier - einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Eisen aufweist. Denn die Hamersley Range ist ein Gebirge aus hochkonzentriertem Erz - nicht weit vom Park entfernt befinden sich die größten Eisenbergwerke der Welt.

 

Ein absolutes Highlight ist die 45 Kilometer lange Dales Gorge im Osten des Nationalparks. Nach einem steilen Abstieg vom Rand der Schlucht nahe dem Rastplatz, gelangt man zum Circular Pool, der ganzjährig von den Fortescue Falls gespeist und von steil aufragenden Felswänden umgeben wird. 

Endlich Broome, Treffpunkt der Traveller aus aller Welt. Früher war hier das Perlenfischen ein nicht ungefährlicher Beruf, wie sich aus Grabsteinen des großen japanischen Friedhofs herauslesen lässt. Heute ist Broome eine schläfrige, 3000 Einwohner zählende Stadt mit schönen Sandstränden. Am Gantheaume Point, sieben Kilometer südlich der Stadt, sind bei Ebbe 130 Millionen Jahre alte Dinosaurierspuren zu finden.

Baobab Prison Tree
Baobab Prison Tree

Die Weiterfahrt auf dem asphaltierten North West Coastal Highway von Broome führt nach Derby, einer kleinen Hafenstadt für Rinderzüchter im Hinterland. Der erste Europäer, der den King Sound erreichte, war William Dampier (1651-1715) im Jahre 1688. Der Ort, der sich „Gateway to the Gorges" nennt, lohnt keinen touristischen Abstecher. Allerdings steht sieben Kilometer südlich der Ortschaft ein riesiger, über 1000 Jahre alter Baobab, dessen hohler Stamm einst als nächtliche Zelle für Verbrecher diente, bevor sie zur Gerichtsverhandlung weitertransportiert wurden. 

Von diesem Baobab Prison Tree kann man entweder auf dem Great Northern Highway über Halls Creek die östlichen Kimberleys erreichen, oder über die Gibb River Beef Road durch die King Leopold Ranges fahren, deren Berge mit ihrer roten Hitze durch den Tag flimmern.

© Rainer Waterkamp