Kapstadt

Die Welt in einer Stadt – Kapstadt

Zusammen mit seinem mächtigen Tafelberg gehört Kapstadt zweifellos zu den schönsten Städten der Welt. Elegante Fußgängerzonen mit Boutiquen, geräumigen Kaufhäusern, Antiquitätengeschäften und Kunstgalerien laden zum Bummeln ein. Doch nicht nur die älteste Stadt Südafrikas ist eine Sehenswürdigkeit für sich, die ganze Halbinsel ist eine spezielle Route wert. 

Es heißt, Kapstadt sei eine der schönsten Städte der Welt, und kaum jemand wird widersprechen. Die Stadt hat an rund 300 Tagen im Jahr ein einzigartiges Bilderbuch-Wetter, das typische »Champagnerwetter«,  mit einer Luft, die auf der Haut zu prickeln scheint. Hier hatte Leendert Janszen ein Jahr lang mit der Mannschaft der gestrandeten »Nieuw Haarlem« gelegen und den begeisterten Bericht verfasst, der zur Gründung der Stadt führte. Auf einer Grünfläche im Herzen der Metropole befindet sich das Denkmal des Stadtgründers Jan van Riebeeck; ein weiteres Denkmal zeigt seine Frau Maria. Im Auftrag der »Holländisch-Ostindischen Seefahrts-Compagnie« schuf er hier 1652 einen Obst- und Gemüsegarten, um auf dem Weg nach Indien die Wasser- und Vitaminversorgung sicherzustellen. Company' Garden heißt denn auch der Park, der heute eine Oase der Ruhe ist und gleich von drei Museen gesäumt wird, dem South African Museum, der South African National Gallery und dem Jewish Museum

Man sagt, Kapstadt gesehen, ihr mediterranes Flair verspürt, ihre ansteckende Fröhlichkeit erlebt zu haben, hieße, für immer ihrem Charme verfallen zu sein. Es ist die grandiose Lage, wie sie sich in die Ausläufer des Tafelbergs schmiegt, und es ist vor allem auch das bunte Völkergemisch in den hügeligen Straßen, das den Besucher gefangen nimmt. Südafrika ist zwar ein Land der Dritten Welt, bietet aber allen Komfort der westlichen Zivilisation – in Kapstadt zeigt sich das wie in einem Brennglas. 

 

Sie bietet an beiden Küsten meilenlange weiße Sandstrände, viele pittoresk bunte Badehäuschen in Muizenberg, idyllische Fischerorte wie Kalk Bay, traumhafte Panoramablicke wie bei Chapman's Bay und Hout Bay, große Wildreservate und Vogelschutzgebiete sowie Gärten, die für ihren Blumenreichtum weltberühmt sind. Man kann an mondänen Uferpromenaden wie Sea Point und Clifton flanieren oder an einsamen Stränden ausruhen. Die Gegend um Kapstadt kennt bekannte Weingüter und bietet alle erdenklichen Erholungsmöglichkeiten.

Rund um die Kaphalbinsel führt eine der schönsten Küstenstraßen der Welt, die herrliche Ausblicke auf den Indischen Ozean und den Atlantik bietet. In der Ferne sieht man blau schimmernde Berge, und man blickt auf schier endlos erscheinende weiße Strände und von aufschäumender Gischt umtoste Klippen. Bei Hout Bay erreicht der 10 Kilometer lange Chapman's Peak Drive den spektakulärsten Abschnitt, der sich mit den schönsten Küstenstraßen der Welt messen kann. Hier wurden die Bäume für die ersten Häuser der Kapkolonie gefällt, woran der Name hout erinnert, was auf holländisch Holz bedeutet, und hier gibt es eine Flotte von Krabben-Fischern. Die kühn geschwungene Küstenstraße, die an die Côte d’Azur erinnert und die in den Felsen exakt an der Linie geschlagen wurde, wo die zerklüfteten Hänge aus Granit auf dem rot, orange und gelb gefärbten Sandstein aufsitzen, galt zur Zeit der Erbauung (1915-1922) als Pioniertat des Straßenbaus. Hundert Meter tiefer schäumt das Meer, brechen sich die gewaltigen Wellen an den schroffen Klippen. Die Chapman`s Bay verdankt ihre Bezeichnung einem britischen Seemann namens John Chapman, der 1607 an Land ging, um eine Anlegestelle zu finden, dann jedoch an diesem Gestade zurückgelassen wurde und erfolgreich um sein Überleben kämpfte.

Zwei Sehenswürdigkeiten sind es wohl vor allem, die die Besucher locken: der Tafelberg und das Kap der Guten Hoffnung.  Der monolithische Tafelberg (1086 m) bildet das Nordende der Kaphalbinsel und besteht aus mächtigen Schichten von Sandstein und Schiefer, durchsetzt mit Granit, das an einigen Stellen zutage tritt. In den Sommermonaten liegt oft eine flache Wolkenschicht wie ein Tischtuch oder wie eine Schneekrone über dem Berg - das berühmte Tablecloth. Welch grandiose Kulisse sich zu Füßen des mächtigen Tafelberges ausbreitet, zeigt sich eindrucksvoll, wenn man mit einer Seilbahn hinauffährt. Von oben hat man einen bezaubernden Rundblick über die Halbinsel und den riesigen Bogen der Tafelbucht mit dem Lion's Head im Westen (669 m) und Devil's Peak (1001 m) im Osten. 

Das Cape of Good Hope Nature Reserve, von dem portugiesischen Seefahrer Bartolomaeu nach seiner Rückkehr aus Indien „Kap der Stürme“ genannt, besteht aus 40 km langem Strand mit Klippen, flachen Felsen und sandigen Buchten. Die Straße endet an einem großen Parkplatz, von wo aus man zu Fuß zum Cape Point gelangt, bei der sich die Granitklippen 259 m tief ins Meer stürzen. Die letzten 40 m muss man über Stufen zu dem 233 Meter hoch über dem Meer liegenden Leuchtturm ansteigen.

Von hier aus sieht man das »Cape of Good Hope«, das eigentliche »Kap der Guten Hoffnung«, wo Tangpolster im türkisfarbenen Meer wie schwarze Diamanten wirken. Hier begehen Touristengruppen ihre »Neptun-Taufe« mit Sekt, denn nicht Cape Point mit dem Leuchtturm ist der südlichste Punkt der Kaphalbinsel, sondern diese unscheinbare Landzunge. Dem Auge bieten sich schimmernde Purpur-Töne, die in der flimmernden Weite verschwimmen. Die Vermischung von Atlantischem und Indischem Ozean erzeugt tückische Strömungen, denen bereits viele Schiffe zum Opfer fielen. Zahlreiche Wracks in unmittelbarer Nähe zeugen davon.

Die Umgebung von Kapstadt

Kapstadts Umgebung ist berühmt für die vielen Weingüter, die zu einer Weinprobe einladen. Im Schatten hoher Berge liegen sie, die kleinen,  friedvollen, glücklichen Städtchen mit alten Häuschen, versehen mit Reetdächern, Sprossenfenstern, Stuckgiebeln, gehäkelten Vorhängen und schmiedeeisern verzierten Veranden. In den Vorgärten blühen Rosen und Fliederbusche, in den Hinterhöfen haben sich Cafés und Galerien eingerichtet, und unter Pappeln und Zedern wirken sogar die Wellblechverschläge der schwarzen Wanderarbeiter pittoresk. Die luxuriös umgebauten Unterkünfte in der Weingegend des Kap,  im Schatten von Flamboyantes, Jacarandas und Palmfarnen, inmitten von bunten Blütenmeeren aus Hibiskus, Blutlilien und Azaleen errichtet, haben unverkennbar europäischen Charakter. Sie sind im georgianischen, viktorianischen oder kapholländischen Stil erbaut, mit großen Kaminen, dicken Teppichböden, schweren Vorhängen, mächtigen Sofas und goldenen Tapeten ausgestattet. An den Wänden hängen Stiche von Fuchsjagden und Londoner Postkutschen, zum Dinner wird klassische Musik gespielt, und wenn dann ein aufmerksamer (natürlich noch immer schwarzhäutiger) Kellner auf einem silbernen Tablett den Portwein serviert, glaubt man, die britisch-burische südafrikanische Union sei niemals untergegangen. 

Die Geschichte des südafrikanischen Weins ist untrennbar verknüpft mit der Geschichte dieser Region. So war es die Idee Jan van Riebeecks gewesen, in den Company's Gardens von Kapstadt Wein anzubauen. Doch die Lage seines „Weinbergs“ war, beeinträchtigt durch die oft bitterkalten Winde vom Kap, nicht umsichtig gewählt. Erst sein Nachfolger, Simon van der Stel, der mehr vom Weinbau verstand, beschloss, die Reben aus den Company's Gardens auf seinem südlich von Kapstadt gelegenen Gut Groot Constantia anzupflanzen, wo sie prächtig gediehen. 1679 siedelte er sich dann, zusammen mit rheinländischen und französischen Weinbauern, in einem fruchtbaren Tal nahe der Kaphalbinsel an. In die hügelige Landschaft eingebettet liegen zahlreiche Häuser im Stil des kapholländischen Barock, die wie aus der Kulisse eines Monet-Gartens wirken. Einer der ersten Weine der Region, ein Muscadet aus dem Gut Constantia, war gemäß der Ode des Dichters Klopstock, »von solcher Wärme und voller Sonne«, dass er selbst französischen Weinen den Rang ablief.

Wie gut das Geschäft mit dem Wein gewesen war, zeigt das Stadtbild des ehemaligen «Stelenbusch«. In einem breiten, offenen Tal, umgeben von hoch aufgefalteten Bergen, befindet sich die nach  Kapstadt früheste weiße Siedlung in Südafrika, die 1679 gegründet wurde. Die Stelle, an der der Gouverneur Simon van der Stel während seiner Landinspektion lagerte, nannte man in der Folgezeit »van der Stel’s Busch“«- Stellenbosch. Im Frühling verwandelt sich die Landschaft in ein buntes Blütenmeer der Apfel-, Birnen-, Pfirsich- und Pflaumenbäume in den Obstgärten, während die Berghänge mit herrlichen Weinstöcken bedeckt sind. Stellenbosch ist das romantischste Städtchen Südafrikas mit endlosen Eichenalleen, gepflegten Parks und klassischer viktorianischer, georgianischer, vornehmlich aber kapholländischer Architektur. Der gesamte alte Kern des Städtchens ist eine Ansiedlung dieser weiß getünchten Häuser mit ihren geschwungenen Frontgiebeln. Die malerischen Straßenzüge sind von prächtigen alten Eichen gesäumt, die van der Stel im 17. Jahrhundert hier pflanzen ließ, daher auch der Name »Town of oaks«, »Stadt der Eichen«. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Stadt zum Zentrum der Weinbauregion am Kap. Von hier aus gehen romantische  »Weinstraßen« in alle Richtungen. Wenn sich im Herbst das Weinlaub verfärbt, gibt es kein Entrinnen mehr vor dem Charme dieser Landschaft, die benommen macht. Man wüsste nicht, wo man ist, wenn da nicht die vielen Kobras und Puffottern in den Weinbergen daran erinnerten, dass dies hier Afrika ist.

Das Desaster mit der Reblausplage hatten selbst die eigentlichen Weinexperten im Land nicht verhindern können. Schon 1688 waren französische Hugenotten in dem Tal nördlich von Stellenbosch sesshaft geworden. Franschhoek nannte man die Region fortan, „Franzosenecke“. Die 150 Familien waren auf der Flucht vor den   Schergen Ludwigs XIV. nach Südafrika gekommen und hatten gleich damit begonnen, die Hänge der Hex Mountains mit Reben zu bepflanzen. Die Reblausplage erreichte Franschhoek zuletzt und stellte für die Weinbauern dort keine so vernichtende Konsequenz dar wie für ihre Kollegen weiter südlich. Man beschloss, zukünftig französische Weinreben so lange zu veredeln, bis sie den manchmal harschen Gegebenheiten der Region angepasst sein würden. So ließen sie sich Rebstöcke aus Frankreich kommen und bauten kräftige Chardonnays, Pinot Noir oder Merlots an. 

Am Ortseingang steht das 1938 eingeweihte Hugenotten-Denkmal, ein Monument aus Granit, das an die Vertreibung aus der europäischen Heimat erinnern soll. In einer Grünanlage bildet ein halbkreisförmiger Säulengang ein Amphitheater für drei hohe Bögen. Sie repräsentieren die Dreifaltigkeit und erheben sich hinter einer auf einem Globus thronenden Frauenfigur, die in der rechten Hand eine Bibel hält. Die zerbrochene Kette symbolisiert die Befreiung von der religiösen Unterdrückung. Das nahe gelegene Museum widmet sich der Geschichte der Hugenotten. Im Huguenot Memorial Museum ist eine Kopie des Edikts von Nantes (1598) zu sehen, das den Protestanten in Frankreich die Freiheit der Religionsausübung zusicherte.

© Rainer Waterkamp