Bagan  - »Stadt der Tempel«

»Einzigartig« – der viel strapazierte Superlativ ist wirklich angebracht, wenn man charakterisieren will, was man hier erblickt: Mehr als 2200 religiöse Bauten säumen den gut 40 Quadratkilometer großen Uferstreifen an einer Biegung des Ayeyarwady – der imposante Rest eines grandiosen mittelalterlichen Manhattan des Glaubens. »Der Gesamtanblick vom Fluss wirkte wie ein Schauplatz von einem anderen Planeten, so phantastisch und außerirdisch war die Architektur«, notierte begeistert der britische Kolonialbeamte Henry Yule (1820-80).

Mit dem Ochsenkarren auf Besichtigungstour
Mit dem Ochsenkarren auf Besichtigungstour

Bagan - Weltwunder im "verdorrten Land" 

Alle Tourveranstalter haben das Weltwunder in ihrem Programm - Bagan, die Hauptstadt des ersten burmesischen Reiches und der Ort, „an dem Himmel und Erde einander begegnen“, zählt zu den absoluten Höhepunkten jeder Reise durch Myanmar. Marco Polo schrieb einmal in seinem Reisebericht über Myanmar: »Am Ende einer fünfzehntägigen Reise liegt eine Stadt namens Mein (Myanmar) von großer Ausdehnung und Pracht, die die Hauptstadt des Reiches ist.« Sie steht in einer Reihe mit den bedeutendsten religiösen Stätten dieser Welt, mit Jerusalem, Rom, Mekka, Varanasi oder Angkor Wat, und überragt diese sogar in Hinblick auf ihre Ausdehnung und die Vielfalt ihrer Architektur. 

In der Tat ist das rund 40 Quadratkilometer große Tempelareal ein überdimensionales Gesamtkunstwerk, das alle Sinne gefangen nimmt. Über das weite, offene Land erstreckt sich azurblau der Himmel, mit blauen Ketten der Berge im Hintergrund. Der Silberlauf des Ayeyarwady bahnt sich seinen Weg durch die trockene, gelbrote Erde, und inmitten der zähen, hartblättrigen Gebüsch erhebt sich die unendliche Zahl von Stupas, mal aus dunkelrotem Ziegel, mal mit goldglänzenden Kuppeln und üppig verzierten Tempeln. Von verschiedenen Aussichtspunkten kann man sie genießen, die terrakotta-farben, weiß, rot oder gold schimmernden Pagoden. Alle diese Sehenswürdigkeiten liegen ab dem späteren Vormittag wie unter einer riesigen, schützenden Glocke aus Hitze und Staub. Ein alter Name nennt die Ebene von Bagan bereits Thatthadesa, das »verdorrte Land«, denn sie liegt im Trockengürtel Myanmars - Akazien, Eukalyptus, Tamarinden, Sand, dürres Gras - eine regelrechte Savannenlandschaft. Dank dieses Klimas sind die Bauten denn auch bis heute auch erstaunlich gut erhalten geblieben.
Was dieses flache Stück Land am Ostufer des großen Stromes aber so unvergleichlich macht, ist seine kulturgeschichtliche Bedeutung. In dem Roman des englischen Schriftstellers Somerset Maugham »The Gentleman in the Parlour« von 1930 findet man eine enthusiastische Beschreibung dieser Sehenswürdigkeiten: »Ich weiß nicht, wie viele Pagoden es in Pagan gibt; wenn man auf einer Anhöhe steht, umgeben sie einen, soweit das Auge reicht. Sie sind fast so dicht gestreut wie Grabsteine auf einem Friedhof. Es gibt sie in allen Größen und in allen Formen der Erhaltung. Ihre Wucht, Größe und Pracht kommen durch die Umgebung noch besser heraus, weil sie die einzigen Überbleibsel sind, die auf eine einstmals blühende und dicht bevölkerte Stadt hinweisen. Heute ist nur noch ein Dorf übrig geblieben... mit netten, schmucken Bambushütten, in denen die Lackarbeiter wohnen«. Die Tempel und Pagoden sind vor allem beim Sonnenaufgang voll in goldenes Licht getaucht.
Zweifellos zählt die legendenumwobene Hauptstadt des ersten burmesischen Reiches auch heute noch zu den eindrucksvollsten Ruinenstätten ganz Südostasiens. Doch die historischen Anfänge liegen im Dunkeln. 

Ananda Ok-Kyaung, Wandgemälde
Ananda Ok-Kyaung, Wandgemälde

Zauberhaftes "Pagodien" 

Der Versuch, als Tourist auch nur annähernd alle Pagoden und Tempel Bagans zu besichtigen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die Kunst liegt also in der richtigen Auswahl. Hier wird eine Einordnung nach der Lage angeboten, wie sie sich einem Besucher darstellt – von Nord nach Süd. Dabei werden aber auch zugleich Verweise zu architektonisch ähnlichen Bauten gegeben, die in anderen Stadtteilen liegen. Mit einer Mietkutsche oder mit dem Mietfahrrad lassen sich die wichtigsten Tempelanlagen am bequemsten besichtigen.

Im Norden, wo die Besichtigung beginnt, befindet sich das wirtschaftliche Zentrum Bagans, Nyaung U, nach dem auch der Flughafen benannt ist. Von hier führen parallel zwei breite Straßen in Richtung Südwesten. Zwischen Nyaung U und Bagan-Myohaung (Alt-Bagan) liegt das Dorf Wetkyi-in. Nach etwa fünf Kilometern von Nyaung U gelangt man zum ehemaligen politischen Zentrum, heute Alt-Bagan (Myohaung) genannt. Dort liegen die wichtigsten Tempelanlagen. Etwa ein Kilometer südlich von Alt-Bagan liegt Myinkaba mit zahlreichen Lackwerkstätten. Im Mai 1990 wurden die Bewohner von Alt-Bagan in einer umstrittenen Aktion im südlicher gelegenen Neu-Bagan (Bagan Myothit) angesiedelt. Dort gibt es mittlerweile zahlreiche Hotels und Gästehäuser. Weitere Orte sind Thiripyitsaya am Ayeyarwady im Süden, das mit Neu-Bagan zusammengewachsen ist, sowie Minnanthu im Südosten von Bagan.
Bereits westlich von Nyaung U findet man einen Höhlentempel mit Fresken, in einen Steinüberhang gebaut und nach König Kyanzittha (reg. 1084-1113) benannt, obwohl er eigentlich Anawrahta (reg. 1044-77) zugerechnet wird – der Kyanzittha Umin-Höhlentempel (Nyaung U). Der massive Ziegelsteinbau ist Teil einer Klosteranlage, von welcher jedoch nur noch die Außenmauern erhalten geblieben sind. Alle anderen Gebäude, wie etwa Mönchszellen und Refektorium, waren aus Holz und sind deshalb verschwunden. Das Innere besteht aus Gängen und Kammern, die der Meditation dienten. Aufgrund der dicken Mauerwerke blieb das Innere immer angenehm kühl. An den Wänden sind noch Reste von Wandmalereien zu sehen. Eine Besonderheit ist die Darstellung mongolischer Krieger, wahrscheinlich wurden sie während der zehnjährigen Besatzungszeit zwischen 1287 und 1297 gemalt. 

Shwezigon-Pagode 

Größte Sehenswürdigkeit in Nyaung U und einer der prächtigsten Bauten in Bagan überhaupt begrüßt bereits von weitem die Schiffe auf dem Ayeyarwady-Fluss und die mit dem Flugzeug ankommenden Touristen - der goldene Zedi der Shwezigon-Pagode, ein massiver, vergoldeter, 60 Meter hoher Bau. Der untere Teil der Pagode wird aus drei hohen, sich verjüngenden quadratischen Terrassen gebildet, die auf allen vier Seiten mit Treppenaufgängen verbunden sind. Es folgt eine achtseitige Zwischenplattform, auf welcher die glockenförmige Kuppel (anda) ruht. Die konische Spitze erhebt sich direkt darüber und ist von einem Schirm (hti) gekrönt.
Der Hauptzugang liegt im Norden und wird von zwei riesigen mythischen Löwen flankiert. In den langen überdachten Säulenhallen befinden sich heute zahlreiche Souvenirverkäufer. Den vier Buddhas unseres Zeitalters errichtete man jeweils an einer der vier Seiten am Fuße des Stupas kleine quadratische Tempel mit prachtvollen Dächern: Kakusandha im Norden, Konagamana im Osten, Kassapa im Süllen und im Westen Gotama Buddha.
Die vier Meter hohen Buddhafiguren, die vermutlich aus dem frühen 12. Jahrhundert stammen, sind aus Bronzeplatten geprägt und gegossen, ihre Rückseite ist deshalb offen. Alle Figuren halten die rechte Hand in der „Fürchte-dich-nicht“-Geste, die andere Hand hält die Mönchsrobe. Doch nicht nur Buddha wird verehrt, sondern auch die Nats, denen im Südostteil der Anlage ein Schrein gewidmet ist. Allerdings ist nur die lackierte und vergoldete Holzplastik des Nat-Königs Thagyamin (Sakka) noch ein Original, alle anderen 36 Nat-Figuren sind jüngeren Datums. Auch eine von König Bayinnaung (reg. 1551-81) im Jahre 1557 gestiftete Glocke, unweit des östlichen Zugangs, ist für Historiker äußerst bedeutsam, da die Inschrift in drei Sprachen (Pali, Bamar und Mon) über dessen zahlreichen Feldzüge berichtet. 

Shwezigon-Pagode
Shwezigon-Pagode

Gubyaukgyi-Tempel in Wetkyi-In

Zwischen Nyaung U und Bagan-Myohaung (Alt-Bagan) liegt bei dem Dorf Wetkyi-in der Gubyaukgyi-Tempel – „großer (gyi) bemalter (byauk) Höhlentempel (gu)“ - ein einfacher Tempelbau (pahto) mit nach Nordosten ausgerichtetem Eingang. Vermutlich ist er im 13. Jahrhundert entstanden. Sein abschließender shikhara erinnert mit den vier flachen Seiten an den Mahabodhi-Tempel im indischen Bodhgaya.
In seinem Inneren sitzt ein aus Stuck modellierter Buddha in Erdberührungsgeste vor einem gemalten Hintergrund, der den vergeblichen Angriff von Mara und seiner Dämonenarmee darstellt. An den Seitenwänden des Hauptraumes ist auf den ursprünglich 544 kleinen quadratischen Flächen jeweils eine Jataka-Geschichte dargestellt. Darüber sind 28 Buddhas meditierend unter ihren Bäumen dargestellt. Die gewölbte Decke ist wie ein Wandteppich mit geometrischen Mustern, Buddhafiguren und einem Fußabdruck des Buddha in der Mitte bemalt.
Die Wandmalereien aus dem Gubyaukgyi-Tempel waren 1899 noch nahezu komplett erhalten. Dann entfernten der deutsche Pseudoarchäologe Dr. Th. H. Thomann und seine Kollegen große Teile davon mit einer Säge. Bis heute gelten sie als verschollen. Die vorhandenen Reste wurden Anfang der 1990er Jahre mit Hilfe der UNESCO restauriert und zeigen an den Seitenwänden des Eingangsbereichs verschiedener Szenen aus den Jakata-Geschichten. Darüber sind je vierzehn Buddhas abgebildet. 

Gubyaukgyi-Tempel in Myinkaba

Es gibt noch einen weiteren Gubyaukgyi-Tempel in Bagan. Er liegt in Myinkaba und wird deshalb Myinkaba Gubyaukgyi-Tempel genannt. Das steil ansteigende Dach des flachen Baus endet in einem gerippten shikhara. Er war der Inschrift zufolge ursprünglich vergoldet gewesen; rund um den Tempel kann man an einigen Stellen noch sehr schöne Stuckverzierungen finden. Auch die gitterförmigen Fenster durch die nur spärlich Licht ins Innere dringt, enthalten teilweise exzellent erhaltene Stuckverzierungen. Die Außenwände des Korridors sind auf mehreren Reihen komplett mit den 547 Jataka-Geschichten ausgemalt. Die Serie der Geburtsgeschichten beginnt auf der linken Seite der Ostwand, drittoberste Reihe. Die obersten beiden Reihen erzählen die Geschichte Gautama Buddhas sowie einen Schöpfungsmythos. An einer Nische der Südseite sind unter anderem die Träume des Königs von Koshala, Hofszenen und Tänzer dargestellt. An der Westseite ist der erfolglose Angriff von Maras Armee und der Abstieg Buddhas vom Tavatimsa-Himmel porträtiert. Es gibt Legenden früherer Buddhas, auch das Leben des indischen Königs Ashoka (reg. 268-233 v. Chr.) wird portraitiert. 

Htilominlo-Tempel
Htilominlo-Tempel

Htilominloi-Tempel

Vom Gubyaukgyi-Tempel in Wetkyi-in nach Bagan-Myohaung (Alt-Bagan) gelangt man zum Htilominlo-Tempel, dem letzten großen Tempel im burmesischen Stil. Er wurde von König Htilominlo (auch Nadaungmya, reg. 1210-34) nach Vorbild des von seinem Vater gestifteten Sulamani-Tempels gebaut. Der Name des Tempels, „vom Schirm bevorzugt, vom König bevorzugt“, bezieht sich auf die Weise, wie Nadaungmya zum neuen König erkoren wurde. Sein Vater Narapatisithu ließ durch das Fallen eines weißen Schirmes bestimmen, welcher seiner fünf Söhne seine Nachfolge antreten sollte. Der Schirm fiel in Richtung Nadaungmya, der daraufhin neuer König wurde.
Der 46 Meter hohe Htilominlo ist in zwei deutlich voneinander abgehobene Blöcke getrennt, die durch drei zurücktretende Terrassen miteinander verbunden sind. Über den Terrassen erhebt sich eine gekrönte Spitze. Vier Buddhafiguren im Erdgeschoss und vier weitere im ersten Stock sind den vier Himmelsrichtungen zugewandt.

Sulamani-Tempel
Sulamani-Tempel

Sulamani-Tempel

Der Htilominlo ähnelt dem Sulamani-Tempel, der nordöstlich des Dhammayangyi-Tempels, etwas außerhalb von Alt-Bagan an der Straße nach Minnanthu steht. Den mächtigen zweistöckigen „Tempel des Kronjuwels“ ließ Narapatisithu (1172-1210) erbauen. Der Name leitet sich von dem legendären Tempel des Gottes Indra auf dem Berg Meru ab.
Die beiden elegant aufeinander abgestimmten quadratischen Blöcke sind wie beim Htilominlo durch drei sich verjüngende Terrassen miteinander verbunden. Den Abschluss bildet der in den 1990er Jahren wiederhergestellte shikhara, welcher proportional abgestimmt aus den oberen Terrassenstufen hervorgeht. Der Tempel besitzt eine Vorhalle im Osten. In dieser befindet sich ein großes Buddhabildnis, an den übrigen drei Seiten und im oberen Stockwerk sind weitere, kleinere Buddhafiguren angebracht.
Im unteren Block verläuft ein Wandelgang mit noch teilweise gut erhaltenen Wandmalereien aus der Konbaung-Zeit. Er verbindet die Altar-Nischen auf den vier Seiten. An jeder Seite ist eine rotbraunfarbene Buddhafigur auf dem Podest zu sehen. Besonders eindrucksvoll ist das Wandgemälde eines großen liegenden Buddha.

Die Außenmauer und deren mächtige Tore sind noch in gutem Zustand. An den Außenwänden sind an einigen Stellen noch schöne Stuckarbeiten sichtbar sowie geometrisch geformte, farbige Fliesen.

Bupaya Pagode
Bupaya Pagode

Pagoden am Ayeyarwady-Fluss

Bupaya-Pagode
Am Ufer des Ayeyarwady in Bagan Myohaung (Alt-Bagan) erhebt sich über zinnenbesetzten Terrassenanlagen die in leuchtendem Gold erstrahlende Bupaya-Pagode in zylindrischer Form. Der Name bu bedeutet so viel wie „Flaschenkürbis“. Tatsächlich erinnert sie mit der vergoldeten Spitze mit Schirm an einen Kürbis. Durch das Erdbeben von 1975 wurde sie vollständig zerstört und später wieder aufgebaut. Mittlerweile erstrahlt sie wieder in glänzendem Gold und ist ein beliebter Treff bei Sonnenuntergang.

Lokananda-Pagode

Ebenfalls am Ufer des Ayeyarwady, aber in Thiripyitsaya, liegt die Lokananda-Pagode (Lawkananda-Pagode), die 1059 von Anawrahta (reg. 1044-77) zu Ehren einer Zahnreliquie Buddhas errichtet wurde. Auch hier sind noch Einflüsse der zylindrischen Pagodenform zu sehen, die bei den Pyu verbreitet war. Von ihren drei achteckigen Terrassen sind zwei über Treppen begehbar. Die Lokananda gehört zu den insgesamt fünf Pagoden, die dem spirituellen Schutz Bagans dienen sollten.

Tharaba-Tor

Nach Bagan Myohang (Alt-Bagan) gelangte man durch verschiedene Tore. Als einziges von ursprünglich 12 Toren ist das Tharaba-Tor (Sarabha-Tor) erhalten geblieben. Auf der Ostseite befinden sich in zwei Nischen die Statuen der Schutzgeister Bagans: Maung Tinde („Herr Stattlich“) und seine Schwester Shwe Myethna („Frau Goldgesicht“). Der Schmied war so stark, dass er die Stoßzähne eines wütenden Elefanten herausreißen konnte. Seine Schwester war für ihre besondere Schönheit berühmt. Der König fürchtete den Schmied und wollte ihn töten lassen. Doch der Kraftprotz wurde gewarnt und konnte fliehen. Der König ersann nun eine List: Er nahm die Schwester des Schmiedes zur Frau und lud ihren Bruder zur Hochzeitsfeier ein. Maung Tin De kam aus seinem Versteck, man nahm ihn gefangen und der König ließ seinen kräftigen Schwager an Ort und Stelle bei lebendigem Leib verbrennen. Schwester „Goldgesicht“ hörte die Schreie ihres Bruders, kam aus dem Palast herbeigelaufen und warf sich ebenfalls in die Flammen. Beide verwandelten sich in Nats, die in dem Baumstamm weiterlebten. Jeder, der in ihre Nähe kam, starb einen mysteriösen Tod, so dass der König den Baum fällen und in den Fluss werfen ließ. Der Baumstamm wurde schließlich in Bagan angeschwemmt, und die Geister erschienen dem dortigen König im Traum, um ihm von ihren Leiden zu berichten. Daraufhin ließ dieser den Baum aus dem Fluss holen, zwei Natfiguren daraus schnitzen und vergolden. Anschließend brachte er die Figuren auf den Mount Popa, wo Gläubige sie bis heute verehren. Dieser Berg heißt auch Mahagiri, „Großer Berg“, so dass der Schmied heute als „Mahagiri Nat“ bekannt ist.

Tempel in Alt-Bagan (Bagan Myonhang)

Shwegugyi-Tempel

Es gibt mehrere sehenswerte Tempel in Alt-Bagan. Vom Tharaba-Tor gelangt man zunächst zum Shwegugyi-Tempel. Der „Große (gyi) goldene (shwe) Höhle (gu)“ genannte Tempel ist eine Stiftung des Königs Alaungsithu (reg. 1112-67). Laut Chronikberichten wurde der sterbenskranke König im Alter von 81 Jahren von seinem zweitältesten Sohn Narathu (reg. 1167-70) in den Tempel gebracht und dort mit einer Bettdecke erstickt. Auf diese Weise gelang es Narathu, die Macht an sich zu reißen, die dem Kronprinzen gebührt hätte. Es folgte eine kurze grausame Regentschaft Narathus. Dank der beiden Inschriften, die sich noch an der Nordwand im Inneren befinden, ergibt sich, dass der Shwegugyi am Sonntag, den 17. Mai 1131 begonnen und nach sieben Monaten am 17. Dezember fertig gestellt worden sei, um einen „freundlichen, lieblichen Raum, eine wohlriechende Kammer für den allsehenden Gautama Buddha“ zu schaffen. 

Aufgrund seiner fast vier Meter hohen Plattform überragt der quadratische Bau mit einer Hauptzelle und zwei gewölbten Nebenzellen die umliegenden Gebäude. Sich nach oben hin verjüngende Terrassen erheben sich über dem Hauptbau mit Stupas an jeder der vier Ecken. Die Ziergiebel an den Bögen, die Pfeiler, die Kapitelle und das Gesims sind mit teilweise noch gut erhaltenen Stuckverzierungen versehen.
Große Eingangstore und offene Fenster geben dem Inneren des eleganten Tempels seine luftige, helle Atmosphäre. Doch vor allem der schlanke sikhara an der Spitze gibt dem Tempel eine betonte Leichtigkeit.

Thatbyinnyu-Tempel

Thatbyinnyu-Tempel

Ein weiterer sehenswerter Tempel ist der Thatbyinnyu-Tempel aus der Regierungszeit von Alaungsithu (reg. 1112-67), der 1144 erbaut wurde. Mit 61 Metern das höchste Bauwerk der Gegend, überragt dieser mächtige Tempel das Zentrum Bagans. Der Name bedeutet „allwissend und allsehend“ und wird in einer zeitgenössischen Inschrift als „genaues Wissen“ und „Weitsicht“ definiert.
Der Tempel ist in zwei klar voneinander abgetrennte kubische Blöcke gegliedert und besitzt vier Terrassen, die über sich verjüngende enge Terrassenstufen erreichbar sind. Ihr Eingang wird von zwei dvarapala (Tempelwächtern) bewacht, an deren Gürtel die Gesichter des Dämonen Kala angebracht sind. Zwei Fensterreihen in jedem Stockwerk sowie die großen, mit Flammenornamenten versehenen Torbögen lassen das Innere des Bauwerkes hell und luftig erscheinen. 

Im unteren Ambulatorium sind außer den Resten früherer Bemalung am Westeingang auch noch einige Buddhafiguren zu sehen. Der großartigen Sicht von den oberen Terrassen wegen war dieser Tempel jahrelang nur als „Sonnenuntergangstempel“ bekannt, doch mittlerweile ist der Aufstieg zu den „Aussichtsterrassen“ verboten. 

Mahabodhi-Tempel

Mahabodhi-Tempel

Eine Ausnahmestellung unter den Tempeln in Bagan nimmt wegen seiner Architektur der Mahabodhi-Tempel in Bagan ein. Bereits der Name deutet daraufhin, dass er in Verbindung mit dem Mahabodhi-Tempel im nordindischen Bodhgaya steht, zu dem die Bagankönige eine sehr enge Beziehung hatten. Im Jahr 1211 ließ König Nadaungmya (reg. 1210-34) in Bagan eine Kopie des Tempels erbauen. 

Über dem massiven quadratischen Schrein erhebt sich eine schlanke, steil ansteigende pyramidenförmige Turmspitze (shikara), umgeben von vier kleineren Türmen. An seinen vier Außenseiten befinden sich zahlreiche Nischen mit 465 darin sitzenden oder stehenden Buddhafiguren.

Ananda-Tempel

Kehrt man zum Tharaba-Tor, der alten Stadtmauer von Bagan Myohaung (Alt-Bagan), zurück und hält sich dann ostwärts, gelangt man zum großartigen 52 Meter hohen Ananda-Tempel mit seinem maiskolbenförmigen Stupa. Dieser Tempel gehört zu den schönsten, größten, best erhaltenen und meist verehrten Bauten Bagans.
Der Grundriss des Ananda-Tempels gleicht einem griechischen Kreuz. Innerhalb des massiven quadratischen Kernbaus verlaufen zwei Korridore. Sie werden auf jeder der vier Seiten durch Vorhallen unterbrochen, sodass der Tempel aus allen Himmelsrichtungen betreten werden kann. Der Haupteingang liegt im Norden. 

Innerhalb des Kernbaus sind in Mauervertiefungen vier 10 Meter hohe stehende Buddhafiguren untergebracht: im Norden Kakusandha, im Osten Konagamana (die Figur hält in ihrer rechten Hand einen bohnenförmigen Gegenstand), im Süden Kassapa und im Westen Gautama (auf Fußhöhe knien links und rechts in Nischen der Mönch Shin Arahan und König Kyanzittha). Alle Figuren sind aus Holz, mit Lack überzogen und vergoldet. Nur Kakusandha im Norden und Kassapa im Süden sind im Original erhalten geblieben. Die beiden anderen Figuren ersetzten wahrscheinlich die zerstörten Originale. Man erkennt die Originale daran, dass sich der Gesichtsausdruck des Buddhas je nach Standort verändert: Tritt man nahe heran, so blickt er ernst. Geht man weiter weg, so scheint er zu lächeln. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Geburtsszene
Geburtsszene

 

Der Westeingang enthält neben den üblichen Darstellungen der acht großen Ereignisse noch zwei Fußabdrücke des Buddha, die 108 mythologische Symbole eingearbeitet sind. Im nördlichen Korridor des Tempels zeigt eine in Sandstein gearbeitete Geburtsszene - Königin Maya gebärt Prinz Siddhattha.
An den vier Ecken des Ananda-Tempels wachen Löwen mit einem Kopf und zwei Körpern. Wie ein Band umgeben grün glasierte Terrakottatafeln die Basis des Tempels. Über dem Hauptblock erheben sich zwei Reihen geneigter Dächer, gefolgt von vier zurücktretenden Terrassen. Die Terrassen sind mit Löwenfiguren, kleinen Pagoden und Kopien des zentralen Tempelturms geschmückt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gekrönt wird der Tempel von einer vergoldeten Spitze, die an eine umgekehrte Lotusblüte erinnert (sikhara), und deren Seiten fünf übereinander liegende Nischen mit Buddhafiguren enthalten. Mit vier kleineren sikharas an den Ecken wird das obere Ensemble zum Abbild des Berges Meru.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Shwesandaw-Pagode

Auf der Strecke zwischen Alt-Bagan und Minnanthu erhebt sich die weiß getünchte Shwesandaw-Pagode (»Goldene Haarreliquie«), ein beliebter Sonnenuntergangstreffpunkt. Sie gehört zu den frühesten Bauten aus der Regierungszeit Anawrahtas (reg. 1044-77), der sie nach seiner siegreichen Rückkehr aus Thaton 1057 zu Ehren einer Haarreliquie Buddhas errichtet haben soll, welche ihm der Herrscher von Bago geschenkt hatte. Die pyramidale Form der Pagode mit vom Erdboden hinaufführenden Treppenstufen besitzt fünf nach oben kleiner werdende quadratische Terrassen, zwei achtseitige Zwischenebenen und einen schlanken glockenförmigen anda, die mit einer konischen Spitze und einem Schirm abschließt.

Dhammayangyi-Tempel

Der gewaltige Dhammayangyi-Tempel ist einer der beeindruckendsten Bauten von Bagan. Aus Inschriften weiß man, dass König Narapatisithu vier heilige Reliquien vom König von Sri Lanka erhielt, für die er 1198 den Tempel bauen ließ. Wie sein Vorbild, der Ananda-Tempel mit dem Grundriss eines griechischen Kreuzes, hat der finstere Steinkoloss nur ein Stockwerk mit zwei abgeschrägten Dächern und vier Terrassen. Sie scheinen ineinander überzugehen und lassen so den Tempel einer Stufen-Pyramide ähneln. 

Der innere der beiden Korridore wurde aus unbekannten Gründen zugemauert. Nur an der Ostseite geht der Eingang bis tief in den Block hinein, an dessen Ende eine Buddhafigur zu sehen ist. Zu Spekulationen führen auch die beiden, nebeneinander sitzenden Zwillingsbuddhas im westlichen Eingang. Manche vermuten eine Darstellung des Gautama Buddha zusammen mit dem zukünftigen Buddha Metteya. Andere weisen auf eine Erzählung aus dem mahayana-buddhistischen Lotossutra hin. Dort wird geschildert, wie eine frühere Buddha-Inkarnation während einer Lehrrede Gautama Buddhas erschien und mit ihm zusammen die Predigt fortführte. Im Norden und Süden sitzt ebenfalls jeweils eine Buddhafigur in der Eingangshalle, auf der Rückseite liegt ein sterbender Buddha.

 

 

Tempel in Myinkaba

Manuha-Tempel

Etwa ein Kilometer südlich von Alt-Bagan liegt Myinkaba. Es war die neue Heimat des von Anawrahta verschleppten Mon-Königs Manuha, der dort im Jahr 1067 den nach ihm benannten Manuha-Tempel errichtete. Der beengende Eindruck soll nach der Legende das Empfinden des gefangenen Königs widerspiegeln. In der länglichen Reliquienhalle (pahto) sind riesige sitzende Buddhafiguren dermaßen hineingezwängt, dass füllige Personen sie nur mit großen Schwierigkeiten aufsuchen können. 

Zu beiden Seiten der sitzenden Hauptfigur befinden sich kleinere Nebenräume, in denen auf ähnliche Weise zwei weitere Buddhafiguren sitzen.
Auf der Westseite des Gebäudes ist außerdem eine liegende Buddhafigur untergebracht. Im Hof des Tempels befinden sich eine Andachtsstelle für die Planeten und ein offener Schrein mit Statuen des Manuha und seiner Frau Ningaladevi.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nanpaya-Tempel

Nanpaya-Tempel

Vom Manuha-Tempel führt ein kurzer Weg zum prachtvoll verzierten Nanpaya-Tempel - einem quadratischen, flachen Bau mit einem weit vorgezogenen, nach Osten ausgerichteten Vorbau. Narapatisithu (reg. 1173-1210) soll ihn an der Stelle der ehemaligen Residenz des Manuha errichtet haben, daher sein Name „Palasttempel“. 

Die Sandsteinmauern der Fassade sind mit kunstvoll gearbeiteten, eingemeißelten Reliefs versehen. Teilweise sind die feinen Verzierungen mit Darstellungen von „Löwengesichtern“ des körperlosen Dämonen Kala, aus dessen Mund Rankenwerk sprießt, krokodilartigen Ungeheuern sowie des von spiralförmiger floraler Ornamentik umgebenen Vogels hintha (auch hamsa, Symbol der Mon und Reittier von Brahma) noch gut erhalten.
Über den mit Gitterwerk perforierten Fenstern befinden sich makaratoranas, in Fabelwesen endende Bögen. Sie werden von der indischen Glücksgöttin Sri bekrönt.
Im Inneren des Tempels gruppieren sich vier massive quadratische Pfeiler um das einstige Zentralheiligtum. Sie sind mit Flachreliefs aus Sandstein geschmückt, die den Hindugott Brahman mit Lotusblumen in der Hand darstellen. Seine Gesichter zeigen deutlich mongolische Züge.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nagayon-Tempel

Schließlich lohnt der Besuch eines weiteren Tempels in Myinkaba - der Nagayon-Tempel markiert jene Stelle, wo sich Kyanzittha der Legende nach vor Sawlu (reg. 1077-84) verborgen hielt und von einem Naga beschützt wurde. Der Name des Tempels, »von einem Naga beschützt«, erinnert daran, ebenso die von einem Naga abgeschirmte stehende Buddhafigur im Zentralheiligtum.
Die abgeschrägten Dachterrassen werden von einem shikhara abgeschlossen. Im Sanktuarium umläuft ein Korridor den Zentralblock, in welchem eine 5,50 m große, auf einem Naga stehende Buddhafigur verehrt wird. Hinter der Hauptfigur ist in späterer Zeit die den Buddha beschützende Schlange gemalt worden. Sie wird von zwei weiteren stehenden Buddhas flankiert, die stilistisch der Frühzeit zuzuordnen sind. 

Die Wände des Korridors enthalten 60 Nischen, welche Sandsteinreliefs mit Darstellungen aus dem Leben Buddhas beherbergten. Sowohl in der Vorhalle als auch an den Wänden des Korridors sind noch Reste von Wandmalereien auszumachen. Sie stellen mit einer erläuternden Mon-Inschrift Jataka-Erzählungen dar, Buddhafiguren in Erdberührungsgeste, den Angriff der Dämonenarmee Maras und auch einige aus dem Pantheon des Mahayana- Buddhismus entliehene Bodhisattvas.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pagoden und Tempel um Minnanthu

Dhammayazika-Pagode

Unweit des Dorfes Pawsaw liegt die beeindruckende Dhammayazika-Pagode („König des Gesetzes gehörend“) mit einer fünfeckigen Trasse, die man schon von Ferne aus allen Richtungen sieht. Über den drei mit noch gut erhaltenen glasierten Tontafeln (Jataka-Darstellungen) verzierten Terrassen erhebt sich eine glockenförmige Kuppel, die direkt in die konische Spitze übergeht. 

Von dieser Pagode, die auf dem ersten Blick der Shwezigon-Pagode ähnelt, eröffnet sich eine besonders schöne Aussicht über das ganze Gebiet. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An jeder der fünf Seiten der Pagode steht ein kleiner, quadratischer Tempel mit einer Buddhastatue. Normalerweise stehen dort lediglich vier Buddhastatuen, die die bereits erleuchteten Buddhas (Kakusandha, Konagamana, Kassapa und Gautama) darstellen. Der fünfte Buddha jedoch ist Metteya, der kommende Buddha. Leider kam es zu Plünderungen, u.a. von den deutschen Hobby-Archäologen Dr. Thomann und Fritz von Noetling (1857-1928), der in den Ölfeldern von Yenangyaung arbeitete.
Dieser entfernte am Mingalazedi und Dhammayazika zahlreiche Terrakottatafeln. Im Jahr 1893 schenkte er 101 Tafeln dem Berliner Museum für Indische Kunst, wo einige davon heute noch zu sehen sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Payathonzu-Tempel 

Drei unvollendet gebliebene Tempel stehen dicht nebeneinander und sind durch unterirdische Gewölbegänge verbunden – die Payathonzu Tempel. Alle drei Tempel haben die gleiche Form: quadratischer Ziegelbau, darüber Terrassen und eine geschwungene Spitze. Im Inneren sind nur noch die Sockel erhalten, auf denen früher Buddhastatuen standen. Im Hauptraum lassen sich an den Seitenwänden die unter Bäumen meditierenden 28 Buddhas erkennen.
Die Wände des östlichen Tempels sind mit Wandmalereien geschmückt. Hier finden sich Motive der 547 Jatakas und einige der acht klassischen Szenen aus dem Leben Buddhas. 

Pyathada-Tempel 

Der Bau des gewaltigen Tempelkomplexes Pyathada südöstlich des Sulamani-Tempels wurde von Kyazwa (reg. 1234-50) in Auftrag gegeben. Nur der Unterbau konnte in groben Zügen abgeschlossen werden, wurde aber durch das Erdbeben von 1975 erheblich beschädigt. Im Volksmund hieß die Bauruine bald pyathana paya, „Problem-Pagode“. Da der obere Teil fehlt, kann man von der Plattform die Pagodenlandschaft und den Sonnenuntergang genießen.

Tayokpye-Tempel 

Ein gegenüber dem Payathonzu abgehender Fußweg führt zu dem zweigeschossigen Tempel Tayokpye. Er gehört zu den letzten Großbauten Bagans. An der Ostseite sind noch Teile des Stucks recht gut erhalten geblieben. Die zinnenartigen Lotosblätter wurden grün glasiert. Im Inneren sind an den Wänden des Korridors noch Reste von Wandmalereien zu erkennen.
Über seitliche Treppen gelangt man zur oberen Etage, von wo sich im Morgenlicht ein wunderbarer Blick auf das gesamte Pagodenfeld bietet.

Markt von  Bagan
Markt von Bagan

Nach einigen Tagen Besichtigungsprogramm in Bagan schwirrt dem Besucher der Kopf. Nur schwer ist es, all diese Pagoden, Tempel, Klöster auseinanderzuhalten. An der überwältigenden Einzigartigkeit der zahlreichen Sehenswürdikeiten ändert dies nichts. Da ist es keine schlechte Idee, zm Abschluss des Besichtigungsprogramms den interessanten Makt von Bagan aufzusuchen.

 

© Rainer Waterkamp

 

Menschen in Myanmar, beispielsweise

 

Padaung

Der polnisch-französische Asienforscher Vitold de Golish, der in den 1950er Jahren Myanmar besuchte, lieferte die erste ausführliche Beschreibung der Padaung und prägte den Begriff "Femmes Girafes" (Giraffenfrauen). Die Ringe waren früher aus purem Gold und bestehen heute nur noch aus Messing. Der Schmuck wird von den Frauen niemals abgenommen, wiegt bis zu 10 Kilogramm und liegt bis zu 40 Zentimeter hoch am Hals. Der Tourismus vermarktet sie zu beliebten Fotomotiven. Es sind vor allem ältere Frauen, die heute noch diesen Halsschmuck tragen.