USA

Auf Hawaii 1970

Meine Reisen

23. März 1970 - 4. April 1970: »RUND UM DIE WELT«

Mit einer europäischen Sondermaschine von London 

über Beirut, Damaskus, Karachi, Delhi, Agra, Bangkok, Hongkong, Tokio, Wake Island, Hawaii, San Francisco und New York zurück nach Frankfurt.

 

17. November 1979 - 23.November 1979: New York. Flug mit der Lufthansa von Köln nach New York und zurück.

 

8. Mai 1985 - 19. Mai 1985: »RUND UM DIE WELT«

mit der Singapore Airlines, der China Airlines und der Deutschen Lufthansa

über Bahrain, Bangkok in Thailand mit dem Besuch von Thai-Tänzen und einer Besichtigungsfahrt nach Ayuthya, Flug mit China Airlines nach Hongkong mit dem Victoria-Peak und einer Hafen-Rundfahrt, Flug mit China Airlines nach Taipeh auf Taiwan mit dem Palast-Museum und einer Nachtmarkt-Excursion, Tokio in Japan mit dem Tokyo-Tower und einem Bahn-Tagesausflug in den Nikko-Nationalpark sowie San Francisco in Kalifornien mit dem Sonoma-Tal und den Muir Woods. Rückflug von San Francisco nach Frankfurt.

 

3. Oktober 1986 - 18. Oktober 1986: »USA-CANADA-OSTKÜSTE«:  Flug von Düsseldorf nach New York, ausgedehnte Stadtrundfahrt, Busreise nach Newport in Rhode Island, Boston,  Franconia (Campton), Quebec, Montreal, Ottawa, Toronto, Besuch der Niagarafälle, Williamsport, Stadtrundfahrt in Washington D.C.,  Annapolis in Maryland, Philadelphia und New York, Rückflug nach Düsseldorf.

Literatur

 

»Tea for two« ist „in“ in New York, reiseJournal special 1/1991

Liebeserklärung an New York

Nichts stimmt, was man an Meinungen über New York hört. Jedem Urteil lässt sich sogleich eine gegenteilige Erfahrung entgegenhalten. Das macht diese Stadt so aufregend. 

 

Einreise in die USA

Die Warteschlange ist lang am Kennedy-Airport. Vor mir steht eine typische südamerikanische »Mama«, etwas vollschlank, mit zwei Kindern. Der Immigration Officer blättert im Pass von vorn bis hinten und wieder zurück. Gibt Daten in einen Computer ein. Fragt: Wo will die kleine Familie hin, wie viel Geld hat sie dabei, wie lange will sie bleiben, welche Bekannten hat sie in den USA? Es dauert, und mit wird klar, dass es noch eine Weile dauern wird, bis auch ich abgefertigt bin…Endlich bekommt die Dame einen Stempel in ihren Pass. Ich bin dran und erwarte die gleiche Prozedur. „«Hallo, Sir« sagt der Beamte. Ich gebe ihm meinen Pass und harre der Dinge. Doch überraschend schnell habe ich meinen Pass zurück. »Have a good time«. »Thanks, thanks§ stottere ich. Sage mir noch einer, es gäbe keine Vorurteile in den USA. Dieser Vorfall liegt Jahre zurück.
Es ist ein genussvolles und beinahe romantisches Vergnügen in einer Weltmetropole zu sein, die als überfüllt und laut, hektisch und brutal verschriengilt. Gewiss, die Stadt ist nicht unbedingt etwas für Romantiker, Träumer und stilvolle Beobachter der alten Schule im Zeichen der blauen Blume. Es ist ein Ort für Individualisten, eben deshalb ideal für einen individuellen Urlaub. Vielleicht ist die Stadt nicht das Traumziel von Pauschal-Touristen, doch ganz gewiss die ganz persönliche Erfahrung jedes Reisenden.
Es gibt kaum einen Platz auf der Welt von derart unbändiger Lebenslust. Nirgendwo sonst könnte man kopfstehend mitten auf einer belebten Straße die Gedichte Goethes rezitieren, ohne große Beachtung zu finden. Wer nun aber meint, die New Yorker seien blasiert bis extrem teilnahmslos, hat sich wieder getäuscht. Die Metropole ist voller Widersprüche und verschließt sich einer vorschnellen Wertung. Das macht diese Stadt so geheimnisvoll.

Zur »rush-hour« kann man die New Yorker von ihrer rüdesten Seite kennen lernen. Zum Erfahrungsschatz eines Reisenden muss dies nicht unbedingt dazugehören. Ebenso wenig wie es eine Pflichtübung sein muss, den oft haarsträubenden Fahrstil der Taxifahrer zu erleben. Der merklich gestiegene Blutdruck mag nicht jedem gleichermaßen gut bekommen. Doch es gibt ja verschiedene, durchaus weniger »stressige« Möglichkeiten, sich durch Manhattan zu bewegen. Man kann sich in venezianischen Gondeln durch den Central Park schippern lassen oder mit einer Pferdekutsche durchfahren. Man kann mit dem Hubschrauber zu 10- oder 40-Minuten-Rundflügen an der 34. Straße/East River starten, um sich die Millionenstadt von oben anzuschauen. Oder man kann tagsüber mit der Subway fahren trotz aller Horrormeldungen ziemlich sicher, schnell, preiswert und teilweise in neuen, sauberen Zügen. Und man kann zu Fuß quer durch Manhattan wandern - die beste Möglichkeit, diese Stadt zu erkunden.
Meine erste Reise nach New York vor vielen Jahren beginnt mit einem verblüffenden Abenteuer. Ich bin am Flughafen angekommen und fahre - es ist bereits Nacht - mit der Subway zum Times Square, um von dort zu meinem Hotel, einige Straßenzüge weiter südlich, zu gelangen. Die lichterglänzende Stadt empfängt mich bunt, laut und faszinierend. Ich habe nun doch Bedenken, so allein mit meinem kleinen Koffer durch die Straßen zu wandern und will mir ein Taxi nehmen. Ich winke einem der gelben Fahrzeuge zu, das auf der anderen Seite der Straße auch anhält. Erfreut reiße ich die Wagentür auf um einzusteigen, als mich ein gellender Schrei aus dem Wagen erschreckt. Jetzt bemerke ich, dass eine Dame offenbar aussteigen wollte - das Taxi hat gar nicht meinetwegen gehalten. Und man denkt, dass ich das Taxi überfallen will. Ich, ein Räuber? »Sorry“«, stottere ich und die Dame lacht erleichtert auf. Mit diesem soeben erworbenen Selbstbewusstsein werde ich auch die drei Straßenzüge heil überstehen. Und dort komme ich dann auch spät Abends zu Fuß an, um in mein Hotelzimmer zu gelange, das mit drei Türschlössern verschlossen ist. Diese eigenartige Episode ist mir bis heute in Erinnerung geblieben.

 

Bummel durch Manhattan

Ich erlebe ausgelassene Feste, beispielsweise den Thanksgiving Day, einen staatlicher Feiertag, der in den USA am vierten Donnerstag des Monats November gefeiert wird, und bunte Umzüge, so der Südkoreaner und Taiwanesen. Bei einem dieser Umzüge stehe ich mit den vielen Menschen am Straßenrand in der Nähe eines Fernseh-Standes, der von einigen Polizisten abgesperrt wird. Sie behindern aber teilweise den freien Blick. Einige New Yorker ärgert dies. Und so erlebe ich, dass sie einen Polizei-Offizier ansprechen. Sie weisen wie selbstverständlich darauf hin, dass die »Cops« doch für die Menschen da seien. Und als der Offizier dies bejaht, bitten sie ihn, seine Leute ein wenig zurückzuziehen, damit der Blick auf den Veranstaltungszug nicht verstellt ist. Und zu meinem Erstaunen geschieht dies. Die Polizisten treten auf Weisung ihres Vorgesetzten etwas zurück, sodass die Menschen besser sehen können. Und die Menschen bedanken sich. Dies ist praktizierte Bürgernähe, die mich damals sehr beeindruckt hat.
In Midtown findet ein gigantischer Architekturwettstreit statt. Unzählige Türme, zahlreiche Wolkenkratzer streiten mit Eleganz, Selbstbewusstsein und Einfallsreichtum um Gunst und Aufmerksamkeit im Zeichen des neu erblühten Reichtums. Sehr beliebt das aus Stahl, Glas und rosa Granit erstandene »Casual Quilted Giraffe« im AT & T-Building, das in der 550 Madison Avenue/55th Street errichtet wurde, Marktstein der »Postmodeme«. Phantastisch das über acht Meter hohe Standbild »Goldener Boy«. In der weißen Aluminiumfassade des Citicorp Center mit seinem abgeschrägten Dach und baumbestandenen Atrium in der Lexington/54th Street reflektiert das Sonnenlicht die umliegenden Gebäude. Im 68 Stockwerke hohen Trump Tower (725 Fifth Avenue/55th Street) mit sechsstöckiger Shopping-Arkade sind zahllose Geschäfte, Büros und Luxuswohnungen unter einem Dach vereint. Von den rosafarbenen Wänden tropfen kleine Wasserkaskaden, alles »für die Besten der Welt« gedacht. Das Rockefeller Center (Fifth und Sixth Avenue/48. und 50. Street) ist eine »city within a city«. Gegenüber auf der anderen Seite die neugotische St. Patrick's Cathedral - majestätisch inmitten der sie überragenden Glas- und Betonfassaden der Wolkenkratzer.
Gepflegt und pekfein ist die Upper Eastside. Schwere schwarze Limousinen mit Chauffeuren fahren durch die Häuserschluchten. An einer ehemals völlig heruntergekommenen Stelle entstellt ein eleganter Glaspalast - das Jacob Javits Convention Center. Die elegante Fifth Avenue ist die Prachtstraße der Paraden, der Hotels und Wolkenkratzer. Hier findet man Warenhäuser wie Altmann, Saks und das Einkaufszentrum im Trump Tower. Viele Fluglinien haben ihr Stadtbüro in der Fifth Avenue.
Madison Avenue: Die Straße der Boutiquen und Salons, der teuersten Geschäfte (zwischen der 50. und 80. Street). Kosmetik, Möbel, Textilien, Keramiken. Frauen in teuren Pelzen, mit ondoliertem Haar und maskenhaft geschminkten Gesichtern, undefinierbaren Alters. Yves St. Laurent, Ungaro, Kenzo, Lauren, Givenchy, Tiffany.
Lexington-Street, die Third, Second und First Avenue: Restaurants, Waschsalons, Supermärkte. Auch die strengen, kalten Bauten des United Nations Komplexes, architektonisch eigentlich längst überholt. Aber auch dies ist die Upper Eastside: Apartmenthäuser aus den zwanziger Jahren, Luxusrestaurants, Erstaufführungskinos und Museen: Das Metropolitan Museum of Art, das Museum of Modern Art, das Guggenheim-Museum.
Zudem: Der Tempel Emanu-EI und das Waldorf-Astoria-Hotel. Schließlich: Das Flatiron Building, das Bügeleisen-Gebäude. Hier zweigt die Fifth Avenue vom Broadway ab. Doch zwischen all diesen »Turmplagen« finden sich Oasen der Ruhe. In der Ford Foundation zwischen Central Station und UN-Gebäuden lädt ein Gewächshaus zum Verweilen ein. Auch der Bambuswald im Erdgeschoss des 186 Meter hohen Turms aus poliertem grünen Granit der IBM-Building ist vorbildliche Stätte der Besinnung, wo der gestresste New Yorker für einen Moment »abschalten« kann (Madison Avenue/57. Street). Warme Farben kennzeichnen die vier Türme, in die Merrill Lynch, Dow Jones und American Express eingezogen sind. Der wiedererwachte Repräsentationsstil zeigt sich an der glasüberdachten Passage und der gigantischen, mit 27 Marmorsorten geschmückten Lobby. Daneben laden herrliche Plazas dazu ein, sich vom Trubel, abseits des lärmenden Straßenverkehrs und hupender Autos, in der wärmenden Sonne zu erholen: Lower Plaza des Rockefeller Centers, Gartenrestaurant im Sommer, Schlittschuhbahn im Winter. Mit goldglänzender Statue.

 

 

Greenwich Village, Little Italy, Financial District

Manhattan ist die Stadt der Ein- und Aussteiger, der Gewinner und Verlierer, des Reichtums und der Armut. Folgt man den Avenues nach Süden in die Lower East Side in Richtung Houston Street, Manhattan Bridge, Delancay Street, so kommt man in eine Gegend, die von alten Mietsblöcken beherrscht wird. Seite an Seite mit Armen und Obdachlosen leben hier auch wohlhabende Leute in originell eingerichteten Atelierwohnungen. Im ehemaligen Studenten- und Künstlerviertel Greenwich Village sind Kneippen und Restaurants bis Soho, Reich der Mode-Boutiquen, das Viertel mit der dichtesten Galerien-Ansammlung der Welt (Mary Boone, Castelli, Sanders, Dapy). Der Name steht für »South of Houston Street«. Früher ein Arbeiterviertel mit Fabrikhallen und Manufakturen, war es in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts total verwahrlost und wurde damals von Künstlern entdeckt. Heute sind die Mieten enorm gestiegen, die Künstler (wie in Greenwich Village zuvor) geflohen, befindet sich hier eine Ansammlung von Coffee-Shops, Bar- und exquisiten Restaurants wie dem französisch angehauchten Province (38, MacDougal Street). Diese Entwicklung setzt sich südlich der Canal Street, im Triangel below Canal Street (TriBeCa) fort.

Dieser Komplex einer eigenen Welt zwischen Greenwich Village, Little Italy, Chinatown und Soho zeigt dem Besucher ein weitgehend unbekanntes New York. Es atmet Atmosphäre, ist faszinierend, trotz geschwärzter Mauern und verrosteter Brücken, durchlöcherten Asphalts und baufälliger Gebäude. In Little Italy (nördlich der Canal Street, in der Mulberry, Ecke Grand und Mott Street) findet der Traveller gemütliche italienische Restaurants, rot-weiß-karierte Tischtücher und Tropfkerze in der Chiantiflasche, Capuccino und Espresso inclusive. Die eisernen Feuerleiter-Treppen an den Außenfronten der Häuser, kunstvoll aus Eisen geschmiedet, sind beliebte Photomotive. Kunstvolle Eisenkonstruktionen vieler Gebäude, über 100 Jahre alte Häuser aus Gusseisen finden sich in Little Italy und Chinatown. Dieses, noch exotischer, sich aber bereits mit Little Italy vermischend, schließt sich südlich an. Telefonhäuschen in Form kleiner Pagoden, chinesische Schriftfahnen über den Straßen, Schilder. Fisch, Obst, Gemüse aus dem chinesischen Warenangebot: Lotuswurzeln und bittere Melonen, schwarzer Kohl und Enteneier, sonnengetrockneter Fischmagen oder Haiflossen sowie Baumpilze. Insbesondere an den Wochenenden wälzt sich hier auf den Straßen eine wogende Menschenmenge. Mütter mit Babys auf dem Rücken oder vordem Bauch, Väter mit Kindern auf dem Rücken, plärrende Straßenmusik, Jeans, Bücher, Modeschmuck, Geschäfte und Straßenläden.

An der Peripherie, östlich von Bowery, ist die Stadt schon wieder im Umbruch: Viele glitzernde neue Restaurants entstehen, deren Stahl- und Glaskonstruktionen den Baustil von Hongkong zu imitieren suchen.

Weiter südlich der Endpunkt Manhattans: Financial District und Battery Park. Eine Collage dichtgedrängter Gebäuderiesen, die Granit- und Marmorwelt der Hochfinanz. Anders als die rotbraune Backsteinwüste Downtowns oder als Midtowns Wolkenkratzer, die mit spitzen Türmen älter, aber auch weniger monolithisch wirken. New York Stock Exchange, die Wertpapierbörse. Wenn sie hustet, bekommt die Welt Grippe. Wall Street - der Name ein Begriff für Finanzmacht schlechthin. Das World Trade Center, ein Gebäudekomplex aus sieben Gebäuden in Lower Manhattan – mit keinem 28-mm-WeitwinkelObjektiv war es - vor 9/11 - aus der Nähe auf kein Bild zu bannen. Die beiden 110 Stockwerke umfassenden Zwillingstürme wurden bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zerstört, 2602 Menschen starben, zudem die Insassen der beiden Flugzeuge, die von den Attentätern in die Türme gesteuert wurden. 343 Feuerwehrleute, 60 Polizisten und acht Sanitäter starben bei den Rettungseinsätzen – ein unfassbarer Akt der Barbarei, der noch heute fassungslos macht. Heute übertrifft das neu erbaute One World Trade Center die Zwillingstürme des zerstörten alten World Trade Center mit seinen 104 Stockwerken und der Aussichtsplattform »One World Observatory«. Es ist ein Symbol des Überlebenswillens der Amerikaner, größer, schöner als je zuvor, der gesamte neu geplante Komplex besteht aus sechs Gebäuden. Die Höhe des Centers (1.776 Fuß) symbolisiert das Jahr 1776, in dem der US-Kongress die Unabhängigkeitserklärung verabschiedete. Die Bauarbeiten wurden Ende 2014 beendet.

 

 

Gefährlich Gegenden

Im Norden der Metropole, 110. bis 155. Street, regierten lange Schmutz und Armut, Hoffnungslosigkeit und Aggressivität. Central Harlem: Das bedeutete arbeitslose Schwarze, lange, dreckige, baumlose Straßen Häuser mit abgeblätterter Farbe und blinden Fenstern, riesige Schuttplätze. Heute wohnen hier Rechtsanwälte, Ärzte, Richter in Straßenzügen, die zu den architektonisch schönsten New Yorks gehören. Am meisten los ist zwischen der 125thStreel, Fifth Avenue und dem Broadway sowie in der 116th Street zwischen Park und Lexington Avenue. Daran anschließend das Spanische Harlem: East 96th und West 1l0th Street bis East 116th und West 120th Street von Lexington und Madison sowie Fifth und Lenox Avenue. Die Lunge Manhattans, der Central Park. Ein riesiges Areal, herrliches Ausflugsziel an einem Sommernachmittag. Hier finden Shakespeare-Aufführungen, konzertante Veranstaltungen, Pop- und Rockkonzerte statt. Picknickkörbe, Radios, Liebespärchen, Rollschuhläufer, ein Teich.
New York ist trotz vieler gegenteiliger Meinungen heute wieder relativ sicher. Ich kenne die Stadt auch noch aus einer Zeit, wo dies nicht der Fall war. In den 1980er Jahren komme ich während meiner langen Spaziergänge durch Manhattan an einen hübschen Platz. Ich beginne, wie üblich, zu fotografieren. Plötzlich beginnen vor mir zwei schwarze Frauen zu kreischen: »He’s taking pictures, he’s from FBI«. Verdattert setze ich die Kamera ab und blicke um mich. Jetzt begreife ich – offensichtlich bin ich auf einem Umschlagplatz für Drogen gelandet. Und da kommen auch schon von der anderen Seite des Platzes zwei stämmige schwarze Männer auf mich zu. Geistesgegenwärtig sage ich auf englisch zu den beiden Damen: »Wie können so hübsche Damen so dumm sein um nicht zu sehen, dass ich ein Tourist aus Deutschland bin«. Ich tue unbekümmert und beginne demonstrativ die Spitzen irgendwelcher Hochhäuser zu fotografieren. Die schwarzen Ladys rufen den Männern irgendetwas zu und aus den Augenwinkeln beobachte ich, dass diese stoppen und unschlüssig stehen bleiben. Ich beginne, mich langsam davon zu machen, immer noch die Kamera in die Luft haltend, als würde ich die Wolken fotografieren. Es ist der einzige Moment in meinem Reise-Leben, der durch meine Unaufmerksamkeit hätte gefährlich werden können.
New York - das ist die Verkörperung von Beharrlichkeit gegenüber Schwierigkeiten, ist Toleranz und gesunde Skepsis. Manhattan ist auch verrückt und ordinär. Der Broadway zeigt ein Theaterviertel mit enormer Faszination und magischer Anziehungskraft. Wer es hier schafft, der ist »gemacht«, bekannt, umschwärmt. Wenige nur schaffen es...Wer die Weltmetropole New York aufnimmt und akzeptiert, so wie sie ist, widersprüchlich, elegant und schmutzig, brutal und verrückt, elektrisierend und ordinär, exotisch und faszinierend, romantisch und laut, wird mit Eindrücken und Erlebnissen bereichert zurückkehren, die Langzeitwirkung zeigen.

 

© Rainer Waterkamp