Zanzibar - Unterwegs auf der Gewürzinsel

Der Name Zanzibar wird vom persischen zanj (Schwarzer) und bar (Küste) hergeleitet, könnte aber auch aus dem arabischen zayn za'l bar kommen, was „schön ist diese Insel" bedeutet. Als erste Nichtafrikaner siedelten sich die Araber an der Küste Ostafrikas an, aus deren Verbindungen mit der einheimischen Bevölkerung die Kultur der Swahili hervorging. Zur Insel, 35 km vom Festland entfernt, kommt man von Dar es-Salaam aus entweder mit dem Flugzeug oder mit einer Schiffsfähre, die an der Malindi Wharf in Dar es-Salaam ablegt. Ich wähle zur Anreise das Flugzeug und fahre zurück mit der Fähre. Aus der Vogelperspektive gleicht die Insel Unguja, wie Zanzibar meist genannt wird, einem glitzernden Juwel, eingefasst in ein Korallenriff und von blauschwarzem Meer umspült.

Blick auf Zanzibar Town
Blick auf Zanzibar Town

Altstadt von Zanzibar

Zanzibar Town, die weiße Stadt am blauen Meer, besteht aus der engen und verwinkelten, alten arabischen Altstadt (Stone Town) und der afrikanischen, von Betonbauten beherrschten Neustadt (Ngambo). Die Trennungslinie zwischen diesen beiden Stadtteilen bildet die von Nord nach Süd verlaufende Creek Road. 

Vom Dhau-Hafen gelangt man zum Palast Beit al-Sahel (People's Palace), dem ehemaligen Palast des Sultans, in dem zwischen 1880 und 1964 der Sultan mit seiner Familie wohnte, und der heute ein Museum ist. Ein Raum ist Prinzessin Sayyida Salme, einer 1844 geborenen Tochter von Sultan Sayyid (Regierungszeit 1803-56) gewidmet, die nach ihrer Heirat und Flucht unter ihrem christlichen Namen Emily Ruete durch ihre Memoiren (»Ein Leben im Sultanspalast«, 1989) bekannt wurde.

Palast Beit el-Ajaib ("House of Wonders")
Palast Beit el-Ajaib ("House of Wonders")

Nicht weit davon entfernt erreicht man den Palast Beit el-Ajaib (House of Wonders), der mit seinen klassizistischen weißen Säulen auf den Stockwerken und durch seinen hohen, schlanken Turm bei der Anfahrt mit dem Schiff schon von weitem zu erkennen ist, wurde 1883 von Sultan Sayyid Bargash (1870-88) als vierstöckiges Gebäude mit Treppen aus Marmor und Balkonen gebaut und wird durch ein kunstvoll geschnitztes Holztor mit Inschriften aus dem Koran betreten. Beiderseits des Eingangs stehen drohend zwei alte portugiesische Kanonen. 

Beit el-Sahel
Beit el-Sahel

Das wuchtige, gelblich graue Old Fort ist ein massives Gebäude mit ockerfarbenen Mauern und mächtigen Türmen aus dem 18.Jahrhundert, das von den Arabern 1698-1701 auf den Mauern einer abgerissenen portugiesischen Kirche errichtet wurde. Es hielt 1754 einem Angriff der Mazrui-Araber aus Mombasa stand und diente später als Gefängnis. Nach 1890 wurden hinter dem Gebäude zum Tode verurteilte Kriminelle öffentlich mit dem Schwert hingerichtet. 

Forodhani Park
Forodhani Park

Steinerne Erinnerungen an die Sklaverei

Dem Fort gegenüber befindet sich der Forodhani Park (Jamituri Garden), der bei Sonnenuntergang zum Leben erwacht, wenn die vielen Verkaufsstände frisch gepresste Säfte und Appetithäppchen anbieten und die Bewohner der Stadt die Kühle des Abends auf Parkbänken oder am Boden sitzend genießen. 

Tembo Hotel
Tembo Hotel

Die Mizingani Road wechselt von nun an ihren Namen und führt als Shangani Street zum guten Tembo Hotel mit dem gegenüberliegenden Fisherman-Restaurant und zum luxuriösen Serena Inn Hotel mit seiner prachtvoll geschnitzten Tür und Messingbeschlägen. 

National Museum
National Museum

Sehenswert ist das Peace Memorial Museum, auch Beit el-Amani (Haus des Friedens) genannt, ein kleiner Kuppelbau, der Dokumente der Sklavenhändler, Sultane und europäischen Entdeckungsreisenden beherbergt. Angeschlossen ist das National History Museum (1925), dessen Besuch lohnt (archäologische Geschichte). In die Rückseite des Museums ist die älteste geschnitzte Tür der Insel (1694) eingelassen. 

Sklavendenkmal
Sklavendenkmal

Historisch interessant ist der Old Slave Market, an dessen Stelle heute die 1886 von Bischof Steere, einem entschiedenen Gegner der Sklaverei, aus Korallensteinen und Portland-Zement erbaute anglikanische Church of Christ steht. Über dem früheren Auspeitschblock wurde im Kircheninneren der Altar errichtet. Auf einer Säule neben der Kanzlei steht ein Kruzifix aus dem Holz des Baumes, unter dem David Livingstones Herz begraben wurde. Hinter dem Altar befindet sich das Grab des Bischofs Steere. Der Sultan Bargash stiftete für den Turm der Kathedrale eine Glocke. 

Beit al-Maruhubi Palace
Beit al-Maruhubi Palace

Nur drei Kilometer nördlich, bereits jenseits der Stadtgrenze auf dem Weg nach Nungwi, liegen die Ruinen des Beit al Maruhubi Palace, der von Sultan Bargash 1880-82 erbaut wurde und als Harem für seine 99 Konkubinen diente. Da der Palast 1889 fast vollständig nieder brannte, sind heute nur noch die Bäder und die Säulen erhalten geblieben. 

Beit al-Maruhubi Palace
Beit al-Maruhubi Palace

Zwei Kilometer nördlich davon befinden sich die Mtoni Palace Ruins, Überreste des 1840 erbauten zweistöckigen Palastes von Sultan Sayyid (1791-1856), der 1828-34 errichtet und 1914 ebenfalls durch einen Brand zerstört wurde. Keine fünf Fahrminuten hiervon entfernt stehen die Ruinen von Beit el-Ras, einem Gebäude, das 1847 ebenfalls von Sultan Sayyid begonnen wurde. Der 1915 für Sultan Khalifa erbaute Kibweni Palace ist heute im Besitz der Regierung und kann nur mit besonderer Genehmigung der Tourismuszentrale besichtigt werden.

Kibweni Palace
Kibweni Palace

Folgt man der Küstenstraße weiter in Richtung Norden, gelangt man zehn Kilometer nördlich von Zanzibar Town bei Bubulu an eine Abzweigung, die nach drei Kilometern weiter zum Dorf Kidichi führt. In der Nähe des Ortes kann man die Ruinen der eleganten Persischen Bäder besuchen, die von Sultan Sayyid Said für seine persische Frau Binte Irich Mirza, Tochter des persischen Schahs, die er 1847 geheiratet hatte, erbaut wurden und mit sehenswerten Stukkaturen verziert sind. 

Kidichi Bäder
Kidichi Bäder

Hinter Bubulu gelangt man nach Chuini, wo man die Sklavenhöhlen (Slave Caves) besichtigen kann, schwer zugängliche Kalkhöhlen, in denen nach offizieller Abschaffung der Sklaverei (1873) die Sklaven untergebracht wurden. In der Nähe des Dorfes Mangapwani (20 km nördlich von Zanzibar) gibt es eine große Höhle mit einem Tunnel zum Meer, die benutzt wurde, um eingeführte Sklaven zu verstecken, bevor sie nachts auf Dhaus verladen wurden.

Sklavenhöhle
Sklavenhöhle

Traumhafte Strände

Vorbei am Fischerdörfchen Mkokotoni erreicht man 54 Kilometer nördlich von Zanzibar Town den Ort Nungwi an der nördlichsten Spitze der Insel Zanzibar, wo sich ausgedehnte Riffplatten und im Westen üppig bewachsene Wälder erstrecken. Nungwi ist seit über 200 Jahren das Zentrum der Schiffsbauer, denen man bei der Arbeit zuschauen kann. Idyllischen Sandbuchten sowie kleinen Sandstrände laden ein zum geruhsamen Baden sowie Schnorcheln. 

Lohnenswert ist ein Ausflug zum Osten der Insel, beispielsweise nach Uroa. Es scheint, als habe die Natur hier alles auf einmal aufgeboten, was sie an Schönheit zu bieten hat: weiße Puderzuckerstrände mit Kokospalmen, sanft gewölbte Hänge, vom Regenwald bedeckt, und ein kristallklares Wasser, über dem sich ein unwirklich blauer Himmel wölbt. Ein Stück Paradies hat sich hier erhalten.

An der Küste
An der Küste

Zu den beeindruckendsten Erlebnissen eines Zanzibar-Aufenthaltes gehört eine etwa fünfstündige Spice Tour (Gewürztour), auf der man unzählige Gewürze kennen lernt. Üblicherweise dauert sie fünf Stunden, kann aber auch einen Tag in Anspruch nehmen. Zu den wichtigsten Gewürzen und tropischen Früchten, die man kennen lernt, zählen Zimt, Pfeffer, Gelbwurz, Kakao, Muskatnuss, Kardamon, Pfefferminz, Mango, Ananas, Papaya, Bananen, Avocados, Limonen, Grapefrucht, Durian, Jackfrucht, Rambutan, Vanille und Nelken, von denen sich der Beiname Zanzibars als »Gewürz- und Nelkeninsel« herleitet. Diese Touren können nur mit einem (gemieteten) Wagen unternommen werden. Besser ist es, sich einer organisierten Tour anzuschließen. 

© Rainer Waterkamp